Laetitia Colombani: Der Zopf

Schon lange befindet sich das Buch der französischen Schauspielerin und Regisseurin in den Charts, aber so richtig angesprochen haben mich Cover und Titel nicht. Irgendwann sah ich es dann in der Stadtbibliothek stehen und habe mich doch dafür entschieden es zu lesen. Zum einen hatte ich schon einige gute Rezensionen gelesen, zum anderen will ich irgendwann ja doch mal die Top Ten der Bestsellercharts gelesen haben.

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Dennis Scheck mag die Schmahamas-Verschwörung nicht

Lange habe ich darauf gewartet, dass Literaturkritiker Dennis Scheck sich mit einem Buch eines Youtoubers beschäftigen muss. Ich habe ja vor kurzem die „Schamahamas-Verschwörung“ von Paluten rezensiert und fand es ganz okay, mir war aber nicht ganz klar, warum das Buch in der Kategorie „Belletristik“ gelandet ist und nicht etwa bei Jugendbuch wo es meiner Meinung nach besser hingepasst hat.

Dennis Scheck nennt das Werk kein Buch, sondern einen Offenbarungseid. Den Vergleich, den der Kritiker zieht, als er den „Job“ des Youtubers beschreibt, möchte ich an dieser Stelle nicht wiederholen. Tatsächlich war ich etwas fassungslos, andererseits auch fasziniert wie trocken er das rüberbringt. Über den Inhalt sagt er leider überhaupt nicht…

Aber seht selbst (ab Minuten 3:50):

http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/druckfrisch/videos/belletristik-video-106.html

 

 

 

Paluten: Die Schmahamas-Verschwörung

Jeder von uns lebt ja in seiner persönlichen Filterblase. Das Wort ist neu, doch das Konzept ist alt. Wer glaubt, er sei besonders offen und nur die Dummen dümpeln in einer Filterblase, irrt, meiner Meinung nach. Natürlich gibt es Menschen, deren Räume, in denen sie sich und ihre Gedanken bewegen, wirklich winzig sind, doch selbst wenn man sich für vieles interessiert, offen ist und immer wieder versucht seine Grenzen einzureißen, gibt es auf jeden Fall Dinge, die man nicht kennt, von denen man  nichts weiß oder die auch einfach zu kompliziert sind. Unsere Welt ist einfach zu komplex, um überall mitreden zu können.

Ich interessiere mich für vieles, spreche mehrere Fremdsprachen, bin auch technisch nicht auf den Kopf gefallen, aber ich kenne auch meine Grenzen, für Astrophysik kann ich mich nicht erwärmen, bei Volksmusik schalte ich gerne ab oder um und ich verstehe bis heute nicht wie man freiwillig Archäologie studieren kann, ich sehe da nur alte Steine. Dann wiederum gibt es Dinge, von denen ich zwar weiß, dass sie existieren, aber nie gedacht habe, dass es so einen Hype drum gibt. Dazu gehören zum Beispiel Bitcoins und YouTouber.

Umso überraschter war ich, als ich mir die Spiegelbestsellerliste in dieser Woche angesehen habe und dort einen Autor auf Platz 1 der Belletristikcharts erspähte, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Dann also kurz gegoogelt und festgestellt, dass es sich bei Paluten um einen YouTuber handelt, der schlappe 2,7 Millionen (!) Abonnenten hat. Allerdings geht es in seinem Kanal nichts um Bücher.

Nach einer etwas längeren Recherche, habe ich dann endlich verstanden was er eigentlich tut. Paluten ist ein erfolgreicher Minecraft-Spieler. Minecraft ist ein Open World-Spiel, das sehr pixelig aussieht und die Möglichkeit bietet eigene Welten zu erfinden. Das macht Paluten mit viel Elan und hat „Freedom“ erschaffen und besteht dort mit seiner Freedom Squad viele Abenteuer. Während er es spielt, gucken andere Leute, vor allem Jugendliche, zu und finden das sehr unterhaltsam. Höchstwahrscheinlich bestreitet er damit seinen Lebensunterhalt.

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Kein Wunder, dass sich das Buch so schnell so gut verkauft hat, denn Paluten ist ja nicht doof und hat auch in seinem Youtube-Kanal dafür geworben, bisher ist das Video 287.188 mal aufgerufen worden (Stand 15.04.2018). Da kann jeder Autor nur von träumen. Das Video ist neun Tage vor der Veröffentlichungstermin des Buches erschienen.

Aber worum geht’s denn eigentlich? Die Hauptfigur Paluten hat eine Reise auf die Schmahamas gewonnen, soll aber gleichzeitig noch einen Auftrag ausführen. Auf der Insel auf der die Schmalamas wohnen, kommt es zu Schwierigkeiten und Paluten und seine Freunde stürzen sich in Abenteuer.

Das Buch ist ganz nett geschrieben, kein Wunder, denn Paluten hat sich einen Autor als Unterstützung geholt, das gibt er in seinem Video auch zu. Herausgekommen ist eine nette Abenteuergeschichte, die aus meiner Sicht vor allem für Kinder spannend ist. Andererseits gibt es natürlich einen großen Fanhype um Paluten. Sowohl ihn als Youtuber als auch die Figur, die auch Paluten heißt, die immer in den Spielen rumläuft und deshalb ist die Zielgruppe wahrscheinlich etwas älter, ich vermute vor allem Jugendliche und junge Erwachsene folgen dem Kanal.

Guckt man sich die Bewertungen auf Amazon an, derzeit 4,8 von 5 Sternen, und die Kommentare, handelt es sich ausschließlich um Fans, die sich freuen, dass der Youtuber auch Insidersprüche in dem Buch verwendet hat oder Eltern, die sich freuen, dass ihre Kinder auch mal lesen. Zu den Insidern kann ich natürlich nichts sagen, ich wollte mir zur Recherche nicht alle Videos angucken. Schließlich existiert der Kanal schon seit 2012 und an manchen Tagen veröffentlicht Pdizzle, wie er sich auch nennt auch mal zwei Videos. Das ist also schon eine Menge zusammengekommenp. Wer darauf aber Lust hat, kann das tun, denn im Buch gibt es in Fußnoten immer wieder verweise auf die entsprechenden Folgen.

Insgesamt ist das Buch nicht schlecht, ich finde aber, die Zielgruppe sind eher Kinder und Jugendliche und deshalb habe ich mich schon gewundert, dass „Die Schahamas-Verschwörung“ nicht bei Jugendbüchern geführt wird, schließlich gibt es dafür ja eine eigene Bestsellerliste. Hervorzuheben sind die Wirklich sehr gelungen Zeichnungen der Illustratorin Irina Zinner.

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Spannend finde ich vor allem was andere Buchblogger oder Literaturkritiker über das Buch sagen und vor allem, ob andere Youtuber jetzt auch das Buch für sich entdeckt haben. Vielleicht hat ja auch jemand eine Antwort darauf, ob Menschen, die gerne Youtube-Videos gucken lieber E-Books kaufen oder dann doch die Printversion. Viele Rezensionen habe ich noch nicht gefunden.

Allerdings hat sich sogar der Spiegel dem Buch von Paluten angenommen, sonst kommen Youtuber da ja nicht so häufig vor. Auch Deutschlandfunk Kultur hat sich in der Sendung „Lesart“ mit dem Buch beschäftigt.

Am meisten freue ich mich aber darauf, dass Dennis Scheck in der Sendung „Druckfrisch“ die neue Top Ten Belletristik und damit auch „Die Schmahamas-Verschwörung“ rezensiert. Bei dem Gedanken, dass der Literaturkritiker in dem Buch schmökert und sich Notizen macht, muss ich ja schon schmunzeln, aber vielleicht zieht er sich auch noch ein paar Youtube-Video von Paluten rein, um mehr über den Autor zu erfahren. Die Vorstellung treibt mir das Wasser in die Augen. Die nächste Sendung ist am 29.4.2018 und ich zähle wirklich schon die Tage.

Infos:

Die Schmahamas-Verschwörung : Ein Roman aus der Welt von Minecraft Freedom von Paluten und Klaas Kern, Illustratorin Irina Zinner, Community Editions (29. März 2018)

160 Seiten

ISBN-13: 978-3960960348

12,- Euro für das Hardcover, die E-Book-Ausgabe kostet 9,99 Euro.

Bestsellerpotential?

Ja, denn Paluten hat so viele Fans, da ist es eigentlich egal was er schreibt. Tatsächlich hat er geschafft mit seinem ersten Buch gleich in der ersten Woche Platz 1 der Bestsellercharts erklimmen (Rang 1 in Ausgabe 15 / 2018, Hardcover Belletristik).

Bestseller lesen

Wer bestimmt eigentlich was ein Bestseller ist und warum heißt mein Blog „Deutsche Bestseller“? Das Wort „Bestseller“ heißt ja soviel wie „hat sich ziemlich gut verkauft“ und natürlich ergeben sich die Bestsellercharts in Deutschland aus den verkauften Büchern. Wir Menschen haben ja irgendwie diesen Drang in uns, alles zu bewerten und das beste zu suchen, an Wettbewerben teilzunehmen und zwar nicht weil es Spaß macht, sondern um zu ermitteln wer der beste ist.

Künstlerische Werke wie Musik oder Literatur lassen sich offenbar dadurch einordnen, indem man schaut wie gut sich das jeweilige Buch oder die CD verkauft. Dadurch ergeben sich die Charts , die natürlich keinerlei Qualitätsurteil bieten können, sondern nur widerspiegeln wie erfolgreich es verkauft wurde. Da spielen verschiedene Dinge mit rein, zum Beispiel der Bekanntheitsgrad der Autoren, wie viel Werbung für das Buch gemacht wurde oder ob es den aktuellen Publikumsgeschmack trifft.

Büchercharts gibt es in Deutschland seit 1961. Seitdem hat das Magazin „Der Spiegel“ die Charts veröffentlicht. Seit 1971 ermittelt der Buchreport das Ranking im Auftrag des Spiegels. Knapp zehn Jahre später ist eine eigene Bestsellerliste für Taschenbücher erstellt worden, seit 2002 gibt es dank des Manager Magazins auch eine Liste für Bücher aus dem Themenbereich Wirtschaft, danach kam ein Ranking für Kinder- und Jugendbuch, das mittlerweile in Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch aufgesplittert ist. Dann kamen eigene Bestsellerlisten für DVDs und Hörbücher sowie Paperbacks. Die Infos gibt’s alle unter buchreport.de.

Vor einigen Jahren hatte ich die Idee die Spiegel-Bestsellerliste, die wöchentlich aktualisiert wird, komplett zu lesen, um zu wissen, was gerade „in“ ist, worüber die Leute reden und warum manche Bücher auf dieser Liste landen. Alle Bestsellerlisten durchzulesen, -hören und -gucken ist natürlich ein Ding der Unmöglichkeiten, also habe ich mich dazu entschieden den Fokus auf die Hardcoverliste zu legen, denn dort landen schließlich die Neuerscheinungen.

Spannend ist ja wirklich, dass man an dem, was gerade so in ist – auch bei Büchern – so ein bisschen die derzeitige Stimmung in der Gesellschaft ablesen kann. Zum Beispiel, wenn Biographien herauskommen und diese entweder nur ganz kurz in den Charts aufploppen oder richtiges Interesse besteht, wenn sie sich viele Monate halten. Einen Aha-Moment hatte ich vergangene Woche als auf Platz 1 der Belletristik-Charts das Buch „Freedom – Die Schmahamas-Verschwörung“ stand, ein Buch von einem Autor namens Paluten. Noch nie gehört habe ich mir gedacht und nach kurzer Recherche herausgefunden, dass es sich um einen sehr erfolgreichen Youtouber handelt. Mittlerweile – in der zweiten Woche – ist das Buch auf Platz 2 abgerutscht, hat aber mit Ferdinand von Schirach auch einen harten Gegner.

Schade finde ich, dass man nirgend erfährt, wieviele Bücher tatsächlich verkauft wurden. Da sollte man doch noch ein bisschen nachbessern. Was meint ihr? Würde ich von buchreport.de eine Antwort auf diese Frage bekommen? Ich versuche es einfach mal und werde dann berichten, ob und was dabei herausgekommen ist. Vielleicht weiß ja jemand von euch mehr darüber? Würde mich freuen, wenn ihr euch meldet

Sehr schön, fand ich übrigens den Artikel von Jörg Magenau. Den faszinieren Bestseller nämlich ebenso:

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/joerg-magenau-ein-ganzes-buch-ueber-bestseller-a-1194859.html